Leon Draisaitl EDM Oilers

EDMONTON – Leon Draisaitl wirkte entspannt, erfrischt und voller Energie, als er nach dem ersten Training nach einer einwöchigen Pause für dan 4 Nations Face-Off in der Kabine der Edmonton Oilers stand. Auch sein Sinn für Humor war unübersehbar.

Der Oilers-Stürmer hatte eine einfache Antwort auf die Frage, was er von einem Reihenpartner erwarte:

„Forecheck und mir den Puck zuspielen“, sagte er.

Als das Lachen nachließ, wurde Draisaitl darauf hingewiesen, dass es vermutlich auch eine gute Eigenschaft sei, den Puck nicht zu verlieren.

„Ich bin natürlich nicht der beste Forechecker, daher ist es gut, Jungs zu haben, die den Puck jagen", erklärte Draisaitl. „Holt ihn euch und dann verliere ich ihn.“

Ein gut gelaunter Draisaitl ist ein positives Zeichen für Edmonton. Er will genau dort weitermachen, wo er aufgehört hat: im Rennen um den NHL-Scoring-Titel. Die Oilers bestreiten am Sonntag (1 p.m. ET; 19 Uhr MEZ; NHL.tv) bei den Washington Capitals das zweite Spiel nach der Pause. Es ist das zweite von fünf Auswärtsspielen in Folge, nachdem sie am Samstag mit 3:6 bei den Philadelphia Flyers verloren hatten.

Nach dem Training am Freitag erklärte Draisaitl, dass er seinen Rhythmus schnell wiederfinden wolle, ohne es jedoch zu überstürzen.

„Ich will so früh wie möglich wieder mein Spiel finden, aber auch nicht zu verkrampft danach suchen“, sagte er. „Oft gibt man nach so einer Pause im ersten Drittel alles und flacht dann ab. Es kann ein paar Wechsel dauern, bis man wieder voll drin ist, das Timing passt und die richtigen Spielzüge erkennt. Man braucht einfach ein wenig Geduld.“

Draisaitl kehrte mit einem Tor und einer Vorlage gegen Philadelphia zurück und steht nun bei 85 Punkten (41 Tore, 44 Assists) in 56 Spielen. Damit liegt er hinter Nathan MacKinnon von der Colorado Avalanche, der in 57 Spielen 87 Punkte (21 Tore, 66 Assists) gesammelt hat. Am 7. Februar erzielte Draisaitl zwei Tore in einer 4:5-Niederlage gegen MacKinnon und die Avalanche. MacKinnon verbuchte ein Tor und drei Assists und baute seinen Vorsprung aus.

EDM@PHI: Draisaitl verwandelt die Vorlage von Savoie mit der Rückhand zur 2:1-Führung

„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht weiß, wo ich stehe“, sagte Draisaitl vor der Partie. „Aber es gibt so viele großartige Spieler da oben, und es ist extrem eng. Ein oder zwei Spiele können alles verändern. Ich bin mir dessen bewusst, aber es ist nicht der Zeitpunkt, alles auf eine Karte zu setzen, um unbedingt der Führende zu sein. Wer am Ende ganz oben steht, hat es sich verdient, und es gibt viele Kandidaten.“

Das Rennen um die Art Ross Trophy als bester Scorer der Liga gilt als Gradmesser für die Vergabe der Hart Trophy als wertvollster Spieler. Draisaitl tut seinen Teil, um die Oilers (34-18-4) im Rennen um die Pacific Division zu halten. Nach einer Bilanz von 10-8-2 in den ersten 20 Spielen liegen sie weiterhin gleichauf mit den Vegas Golden Knights an der Spitze.

„Unser Ziel war es immer, oben mitzuspielen, die Division anzuführen und sie zu gewinnen. Es wird bis zum Ende ein harter Kampf, das wissen wir“, sagte Draisaitl. „Es war nicht der Start, den wir uns gewünscht haben, das haben wir oft besprochen, aber als Team war unser Plan immer, am Ende vorne zu stehen.“

Draisaitl gewann die Art Ross und Hart Trophy 2020 mit 110 Punkten (43 Tore, 67 Assists) in 71 Spielen. In seiner elften Saison mit den Oilers ist er auf Kurs, mehr als 120 Punkte zu erzielen.

Der 29-Jährige entwickelt sein Spiel stetig weiter.

"Er spielt großartig, und besonders sein Backchecking ist auffällig", sagte Oilers-Kapitän Connor McDavid. "Ich weiß, dass man eher über seine Offensive reden will, aber er arbeitet hart nach hinten, gewinnt Zweikämpfe, hält Pucks am Leben und macht großartige Spielzüge. Er ist einfach stark."

Draisaitl gibt zu, dass er in dieser Saison defensiv noch aufmerksamer agiert. Die gesamte Mannschaft weiß, dass Erfolg in den Stanley Cup Playoffs mit defensiver Stabilität und Puckkontrolle beginnt.

COL@EDM: Draisaitl gelingen zwei Treffer im Spiel

„Es klingt klischeehaft, aber gute Defensive führt zu guter Offensive, und das ist definitiv der Fall“, sagte Draisaitl. „Ich habe dem in dieser Saison viel Bedeutung beigemessen, und es hat mir geholfen. Gleichzeitig gibt man durch diese Arbeit nach hinten auch ein wenig Offensive auf, das gehört dazu. Es geht immer in beide Richtungen.“

Draisaitls Umstellung auf ein kompromissloses Spiel über die gesamte Eisfläche bleibt seinen Teamkollegen nicht verborgen.

„Man sieht, dass er das gleiche tut wie immer, aber dabei eine neue Energie mitbringt“, sagte Torwart Stuart Skinner. „Er geht jedes Spiel mit voller Intensität an. Er ist wirklich ein Anführer.“

Draisaitl macht zwar Scherze über seine Puckverluste, doch es ist ein Bereich, an dem er noch arbeiten möchte. Als kreativer Spielmacher geht er immer wieder Risiken mit schwierigen Pässen ein, die nicht immer ankommen.

„Ja, Leon macht manchmal Fehler, das tut jeder Spieler, aber wenn das passiert, arbeitet er extrem hart, um es wieder gutzumachen“, sagte Trainer Kris Knoblauch. „Ich kann gar nicht zählen, wie oft er mit einem Backcheck eine Chance des Gegners zunichtegemacht hat. Es ist großartig, wenn dein Superstar so hart in der Defensive arbeitet.“

Die Oilers drücken Draisaitl die Daumen, dass er sich zum zweiten Mal in seiner Karriere den Scoring-Titel sichert und zum vierten Mal die 50-Tore-Marke knackt. Doch in Edmonton zählt am meisten der Teamerfolg, nachdem die Oilers im letzten Jahr mit einer 1:2-Niederlage gegen die Florida Panthers in Spiel 7 des Stanley Cup Finals scheiterten.

„Wir haben viele Scoring-Titel und MVP-Auszeichnungen und so gewonnen“, sagte McDavid. „Natürlich wäre es großartig, wenn er das erreicht, aber er wäre der Erste, der sagt, dass das nicht unser Hauptziel ist. Aber natürlich wäre es trotzdem schön für ihn.“

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