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NHL.com/de wirft in der Rubrik Draft Watch jeden zweiten Dienstag einen Blick auf die Kandidaten für den NHL Draft 2025. In dieser Ausgabe: Michael Misa empfiehlt sich für ersten Pick.

Selten ist die Frage, wer beim kommenden Draft der erste Pick sein wird, so spannend wie dieses Jahr. Oft gibt es einen klaren Favoriten oder zwei Kandidaten, zwischen denen die Entscheidung fällt. Dieses Jahr werden gleich vier verschiedene Namen diskutiert. James Hagens begann die Saison als Favorit und ist immer noch im Rennen. Verteidiger Matthew Schaefer hat für viele Scouts und Experten die Führung übernommen. Angesichts seiner überragenden Statistiken muss aber auch Michael Misa ernst genommen werden.

„Es gibt keine einstimmige Nummer eins“, erklärte Central Scouting Director Dan Marr im Podcast NHL Draft Class nach der Veröffentlichung des Mid-Term Rankings des Central Scouting Service. „Schaefer, Hagens und Misa waren alle bei jemandem auf dem ersten Platz in der Liste. Da mussten wir nochmal alles durchgehen und es ist schwierig zu definieren, wie man Spieler dieser Klasse einordnet. Sie haben alle ihre eigenen Stärken. Am Ende hat Matthew Schaefer bei uns die meisten Stimmen bekommen.“

Misa landete in der Liste des CSS auf Platz drei. Das kann sich bis zum Ende der Saison aber noch ändern. Der Stürmer der Saginaw Spirit dominiert die Ontario Hockey League scheinbar nach Belieben und lockt alleine aufgrund seiner Zahlen zum Vergleich mit Stars wie Patrick Kane und John Tavares.

Michael Misa

In jungen Jahren in exklusiver Gesellschaft

Misa ist bereits seit Jahren im Visier der Scouts. 2022 bekam er den sogenannten Exceptional Player Status zugesprochen. Dadurch durfte er bereits mit 15 Jahren in der Canadian Hockey League spielen, die eigentlich eine Untergrenze von 16 Jahren hat. Vor Misa hatten nur sieben andere Spieler diesen Status: John Tavares, Aaron Ekblad, Sean Day, Connor McDavid, Joseph Veleno, Shane Wright und Connor Bedard. 2024 folgte Verteidiger Landon DuPont, ein Kandidat für den NHL Draft 2027.

„Das bringt viel Druck und hohe Erwartungen mit sich“, gab Misa zu. „Aber ich denke, dass ich das in meinem ersten Jahr ganz gut im Griff hatte. Das ist etwas, was man auf dem Eis unter Kontrolle haben muss. Man muss einfach sein Spiel durchziehen und alles andere ignorieren, besonders den Druck von außen.“

Guter Start, bessere Entwicklung

Als 15-jähriger Stürmer enttäuschte Misa in seiner ersten Saison in Saginaw nicht. In 45 Spielen lieferte er 56 Punkte (22 Tore, 34 Assists). Er war der punktbeste Neuling der OHL, wurde zum Rookie des Jahres gewählt und stand im All-Rookie Team der gesamten CHL. Für den Draft ist aber noch wichtiger, dass Misa sich konstant weiterentwickelt.

„Ich bin leicht zu trainieren und das ist etwas, wonach alle Trainer suchen“, sagte Misa. „Ich hasse es noch mehr zu verlieren, als ich es liebe zu gewinnen. Das zeige ich in jedem Spiel auf dem Eis.“

In seiner zweiten Saison verhalf Misa seinem Klub Saginaw als drittbester Scorer der Mannschaft mit 75 Punkten (29 Tore, 46 Assists) in die Playoffs. In der Endrunde legte er weitere elf Zähler (vier Tore, sieben Assists) nach und gewann mit den Spirit den Memorial Cup.

„Misa ist ein hochtalentierter und intelligenter Memorial Cup Champion“, schwärmte Marr. „Er macht alles, was man von ihm verlangen oder erwarten kann und er spielt auf die richtige Weise.“

Misa auf Rekordjagd

Diese Saison schaltete Misa nochmal mehr als nur einen Gang hoch. Er wurde vor der Saison zum Kapitän erklärt und zeigt deutlich warum. Er gibt jeden Abend alles und wer bei ihm nach großen Schwächen sucht, wird nicht fündig.

Misa ist unglaublich schnell, hat eine außergewöhnliche Technik und eine äußerst intelligente Spielweise. Er ist als Spielmacher und Torjäger auf Spitzenniveau. Im Vergleich zu den vergangenen beiden Spielzeiten feilte er deutlich an seiner Arbeit in der Defensive und legte klar an Muskelmasse zu (1,85 Meter, 85 Kilogramm).

„Ich fühle mich dieses Jahr deutlich schneller“, ließ er wissen. „Das ist etwas, woran ich gearbeitet habe und das mir für den nächsten Schritt helfen wird, weil das Spiel in der NHL einfach noch viel schneller ist.“

Seine Zahlen in der laufenden Saison sprechen für sich. Er führt die Liga mit 120 Punkten (57 Tore, 63 Assists) aus 57 Spielen an. Dank Misa sicherten sich die Spirit bereits einen Platz in den Playoffs.

„Er ist auf vielen Listen die Nummer eins“, lobte Chef-Scout Marr. „Wenn er den Schnitt von einem Tor pro Spiel hält, wird er Teil einer elitären Gruppe sein, zu der unter anderem Eric Lindros und Patrick Kane gehören.“

Bereits jetzt ist Misa ein Platz in den Geschichtsbüchern der OHL sicher, nicht nur wegen seines Exceptional Player Status. Am 28. Februar brach Misa den Franchise-Rekord für die meisten Punkte für das Team. In seinen drei Jahren gelangen ihm bisher 251 Zähler (108 Tore, 143 Assists) in 169 Partien. Außerdem hält er acht Spiele vor Saisonende bereits die Rekorde der Spirit für die meisten Tore und Punkte in einer Saison. Punktet er in den verbleibenden Begegnungen in diesem Tempo weiter, würde er bei 137 Punkten landen. In der ewigen Liste der OHL würde das Platz 34 bedeuten. In den vergangenen 30 Jahren gelang nur drei Spielern eine bessere Saison: Rob Schremp, Kane und Corey Locke.

„Ich achte nicht so auf diese Dinge“, zeigte sich das Spitzentalent bescheiden und entspannt. „Ich versuche einfach, jeden Abend mein Spiel zu liefern und wenn ich das mache, wird das anerkannt. Mir gefällt mein Spiel. Ich bin diese Saison selbstbewusster. Der Memorial Cup letztes Jahr hat mir geholfen, Erfahrung für diese Saison zu sammeln. Ich fühle mich wie ein anderer Spieler.“

Schaefer und Hagens mögen in der Rangliste des CSS vor Misa liegen, doch der Spirit-Angreifer dürfte für viele General Manager mehr als eine verlockende Alternative darstellen. Wer will nicht einen Stürmer haben, der als Center und auf dem Flügel auflaufen kann, das Zeug zum Topscorer und Spielmacher hat, die Abwehr unterstützt und im Powerplay und in Unterzahl seinen Mann steht?

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