Gary Bettman

NHL-Commissioner Gary Bettman war am Donnerstag auf der SPOBIS, einer Sport-Business-Konferenz in Hamburg, zugeschaltet, sprach dort über die Wichtigkeit des deutschen Markts und stellte ein reguläres Saisonspiel in Deutschland in Aussicht.

Bald wieder ein reguläres Saisonspiel in Deutschland?

„Wir glauben, dass Deutschland ein wichtiger Eishockeymarkt ist, der unserer Meinung nach enorm wachsen kann, und wir würden gerne an diesem Wachstum teilhaben“, sagte Bettman. „Wir sind sehr auf Deutschland fokussiert. Wir waren, wie die Leute wohl wissen, in Schweden, Finnland und Tschechien regelmäßiger präsent. Letztendlich glauben wir, dass es eine große Chance gibt, Eishockey in Deutschland zu fördern, wo es großartige Sport-Fans gibt.”

Das einzige Mal, dass die NHL für ein Hauptrunden-Spiel in Deutschland Station machte, war im Jahr 2011, als die Buffalo Sabres gegen die Los Angeles Kings in Berlin gegeneinander spielten (Endstand: 4:2).

Zuletzt machte die beste Eishockey-Liga der Welt wieder häufiger in Deutschland Station, jedoch nicht für Pflicht- sondern für Freundschaftsspiele. Alleine in den letzten sieben Jahren kamen vier NHL-Klubs nach Deutschland: 2018 die Edmonton Oilers nach Köln, 2019 die Chicago Blackhawks nach Berlin, 2022 die San Jose Sharks nach Berlin und 2024 die Buffalo Sabres nach München. Ein klarer Beleg dafür, wie wichtig der NHL der deutsche Markt ist.

„Wir sehen das als eine große Chance“, so Bettman. „Wir wollen gute Partner sein, um das Spiel weiterzuentwickeln, und wir glauben, dass wir das durch eine verstärkte Präsenz erreichen können, denn Eishockey wird in der NHL auf höchstem Niveau gespielt und ist ein äußerst attraktives Produkt.“

Superstars für die NHL made in Germany

Zuletzt schafften es immer mehr Spieler aus Deutschland in die NHL. Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) zählt zu den ultimativen Elite-Spielern auf diesem Planeten und wurde individuell mehrfach ausgezeichnet (Art Ross Trophy für den Top-Scorer, Hart Trophy und Ted Lindsay Award für den wertvollsten Spieler). Auch Calder-Trophy-Gewinner (bester Rookie der Saison) Moritz Seider (Detroit Red Wings), Tim Stützle (Ottawa Senators), und JJ Peterka (Buffalo Sabres) sind trotz ihres jungen Alters schon Superstars. Hinzu kommen Stanley Cup Champions wie Philipp Grubauer (Seattle Kraken) und Nico Sturm (San Jose Sharks). Erstrunden-Draft-Pick Lukas Reichel (Chicago Blackhawks) komplettiert das aktuelle NHL-Septett made in Germany.

EDM@CHI: Draisaitl baut Führung der Oilers im 3. Drittel aus

„Es gibt eine Reihe von großartigen deutschen Spielern in der NHL“, hob Bettman hervor. „Ich denke, das trägt dazu bei, das Interesse am Eishockey zu fördern. Insbesondere bei jungen Leuten liegt der Fokus mehr auf einzelnen Spielern, vor allem in den sozialen Medien. Wir denken, dass es wichtig ist, dass wir die Gelegenheit nutzen, um Spieler aus diesen Ländern auf einem solchen Elite-Niveau zu sehen.“

Fokus auf Europa

Auch vor diesem Hintergrund möchte die NHL ihre Präsenz in Europa intensivieren. So eröffnet die Liga im Sommer 2025 ein NHL-Büro in Zürich. Aus der Schweiz kommen aktuell zehn, aus Österreich weitere zwei NHL-Spieler. Die meisten von ihnen drücken in ihren Klubs ihren Stempel auf. Die Schweizer Roman Josi (Nashville Predators) und Nico Hischier (New Jersey Devils) sind Kapitäne in ihren Klubs. Die beiden Österreicher Marco Rossi (Minnesota Wild) und Marco Kasper (Detroit Red Wings) spielen Rollen in der ersten Reihe ihres Teams.

NSH@WPG: Josi trifft von der blauen Linie

„Dass auch diese Länder solche Spieler entwickeln können und ein echtes Interesse an diesem Sport zeigen, halten wir für sehr positiv“, betont Bettman. „Eines der Gründe, warum wir unsere Präsenz weiter ausbauen wollen, ist die Förderung der Entwicklung von Eishockeyspielern von Weltklasse.“

„Etwa 30 Prozent unserer Spieler kommen aus Europa, und sie gehören zu den besten Eishockeyspielern der Welt“, so Bettman weiter. „Unser Ziel ist es, den Eishockeysport überall zu fördern, und in Zusammenarbeit mit den Ligen und Verbänden in Europa glauben wir, dass wir ein guter Partner sein können, um das Bewusstsein, die Präsenz und die Entwicklung von Spielern in der ganzen Welt zu fördern.“

Mehr als drei Jahrzehnte Erfahrung

Bettman ist seit 1993, also seit fast 32 Jahren, Commissioner in der NHL und führte die Liga in die Zukunft.

„Wir sprechen von einer Welt, in der Sport-Ligen und -Teams noch keine Websites hatten. Das ist ja fast schon primitiv, wenn wir es mit heute vergleichen“, blickt Bettman zurück. „Heute sind wir nicht nur mehr Franchise, sondern machen auch mehr international und mehr mit Technik. Egal ob digitale Werbebanden oder das Aufzeichnen von Puck- und Spieler-Bewegungen, wo wir Millionen Bits an Daten in jeder Minute sammeln. Das war 1990 noch unvorstellbar.“

„Meine Arbeit ist jetzt viel lebendiger. Es gibt mehr zu tun und mehr Dinge, um die man sich kümmern muss. Alles was wir tun, wird in Echtzeit übertragen. Wenn du vor 30 Jahren ein Problem hattest, dann hattest du den Luxus, ein paar Tage Zeit zu haben, um es zu lösen, bevor es jemand herausfindet. Heute wird alles sofort veröffentlicht, wenn auch nicht immer korrekt, aber wir bewegen uns in einer Welt der sofortigen Information, was bedeutet, dass man ständig auf der Höhe der Zeit sein muss. Es geht wirklich rund um die Uhr, man darf sich keine Ausfallzeiten leisten, weil man nie weiß, was passieren wird, und wenn, dann muss man sofort reagieren.“

Die Gegenwart sieht nach drei Jahrzehnten komplett anders aus, auch für die Zukunft will sich die NHL entsprechend aufstellen und positionieren.

„Wir müssen bei neuen Trends, Technologien und Fortschritten auf dem Laufenden bleiben und vorhersehen können, was in den nächsten sechs Monaten oder fünf Jahren passieren wird“, sagt Bettman. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, nur im Hier und Jetzt zu leben.“

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